2010-07-12: "If you want to finish first…""

Ihr wisst ja wie der Satz weiter geht. Dies könnte nach Lage der Dinge am Saisonende dem Team Red Bull vorgeworfen werden, falls die Österreicher es tatsächlich hinbekommen, dass weder Vettel noch Webber den Titel holen und McLaren sogar noch Konstrukteursweltmeister wird.

In 3 der bislang 10 Rennen war Red Bull so stark, dass ein Doppelsieg drin gewesen wäre, in weiteren 5 Rennen sogar so stark, dass ein solcher her gemusst hätte. Heuer, da man keine Zockerei mehr mit Tankinhalten in Q3 veranstalten kann, ist das Qualifikationstraining wieder aufschlussreicher denn je, wenn es um den reinen Speed geht. 9 Pole Positions in 10 Rennen, in 9 von 10 Rennen waren beide Red Bull im Qualifying unter den Top 3. 5 mal davon gab es sogar eine reine erste Red Bull Startreihe. Das sind Zahlen, die eine Dominanz signalisieren, dass man sich an McLaren 1988-1990 erinnert.

Ein Blick auf die WM-Gesamtwertung allerdings offenbart das Problem des Teams. Sowohl Vettel als auch Webber haben in einer beispiellosen Anhäufung von Pleiten, Pech, Pannen und – das kann man nicht beschönigen – auch Unvermögen es geschafft, deutlich weniger Punkte einzufahren, als die beiden McLaren Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button. Selbst Fernando Alonso ist trotz 2 von Ferrari total verpatzter Rennen in Folge nur wenige Punkte hinter den beiden.

Und Silverstone hat wiederum genau das gezeigt. Die Red Bull waren im Qualifying 7-8 Zehntel schneller als der Rest des Feldes, sind von Postion 1 und 2 ins Rennen gegangen. Zwar hat Marc Webber nach einigen herben Enttäuschungen, die viel mehr noch als Vettels Aussetzer eigene Fehler waren, einen souveränen Sieg herausgefahren, Vettel jedoch hat den Start verpatzt und dann Pech gehabt, seinen Reifen bei einer kleinen Berührung aufgeschlitzt zu bekommen. Nur die völlig unnötige Safetycarphase (nach dem Hick-Hack wollte man wohl mal die neue, schnell einberufene Regeländerung zu dem Thema ausprobieren) hat ihn wieder an die Punkteränge heran geführt und das letztlich überlegene Auto hat ihm dann noch zu 6 Punkten verholfen.

In den ausstehenden 9 Rennen gibt es noch Gelegenheiten genug, den Rückstand auf Hamilton aufzuholen, noch mehr Aussetzer wie in Istanbul dürfen sich Webber und Vettel jedoch nicht leisten, dafür sind sowohl Hamilton als auch Button zu abgekocht, als dass die sich eine solche Chance entgehen lassen würden.


Das sind Probleme, die ein Michael Schumacher gern hätte. Noch mehr als die englische Fußball-Nationalmannschaft in Südafrika und Lance Armstrong in den französischen Alpen zeigt der Mann, dass gerade im Motorsport die alte Regel des Motorsports noch immer gilt: They never come back! Dabei sind die Leistungen des Michael Schumacher von Rennen zu Rennen unterschiedlich. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde man ihn wohl irgendwo zwischen unauffällig (wie in Spanien oder der Türkei) und peinlich einstufen. Letzteres hat er zuletzt in Montreal, Valencia und Silverstone gezeigt. Da müssen erst beide Ferrari mit Problemen zurückfallen und Robert Kubica mit technischem Defekt ausfallen, damit der alte Mann seinen schlechten 10. Startplatz in einen 9. Rang im Rennen umsetzen kann! Die Herren Sutil im Force India und Kobayashi im Sauber waren dabei vor ihm.

Dass nun nach nur 10 Rennen offen über seine Nachfolge bei Mercedes spekuliert wird (obwohl irgendjemand ihm dort in einem Anfall geistiger Umnachtung einen 3-jahres Vertrag garantiert hat), ist da nur logisch. Man wird sich in Stuttgart wohl kaum ansehen wollen, wie 2011 zu dritten Mal in Folge ein Kundenteam dem Werksteam um die Ohren fährt. Und ein Blick auf die Leistungen seines Teamkollegen, beantwortet auch ganz unumwoben die Frage, ob das Auto einfach zu langsam ist. Nico Rosberg hat in 10 Rennen 90 Punkte gesammelt. Schumacher 36. Und in jenem besagten letzten Rennen, in dem der Altmeister sich standhaft gegen Nico Hülkenberg im Williams zu Wehr gesetzt hat, um den 9. Platz ins Ziel zu retten, fuhr Rosberg auf einen überzeugenden dritten Rang, geschlagen nur von Webber und Hamilton.

Ferrari hat sich jetzt mal – mit viel Pech – 2-3 Rennen ausgeruht, wird aber noch mal zurück kommen und in diesem Jahr noch weitere Podestplatzierungen feiern; Robert Kubica fährt eine ganz große Saison und die 3 neuen Teams fahren erwartungsgemäß weit hinterher. Ist not a second, ist seven seconds away….

Ausführlicher möchte ich mich einem anderen Fahrer widmen. Nachdem ich im Vorfeld der Saison den Japaner Kamui Kobayashi noch als zweiten Mann in der wohl schlechtesten Fahrerpaarung des Feldes kritisiert habe, muss ich nun gestehen: das war falsch. Kobayashi ist seit langem mal wieder ein Japaner in der Formel 1, der wirklich Freude macht. Der 24-jährige überzeugt dabei nicht nur mit konstanten Runden, auch die Art und Weise, wie er im Schlussteil des Rennens in Valencia den 7-maligen Weltmeister Michael Schumacher und dann in der letzten Kurve vor dem Ziel auch noch Adrian Sutil abkocht, als wären die beiden Nasenbohrer, erzwingt meinen vollsten Respekt. Von diesem Kobayashi werden wir noch mehr sehen, zumal Sauber unumstritten das Team ist, welches im Verlaufe dieser Saison den größten Schritt nach vorn gemacht hat. 14 Punkte aus den letzten 2 GP ist der Lohn seiner tollen Leistungen und inzwischen schwinden meine Zweifel immer mehr, wenn er vollmundig ankündigt: Das war erst der Anfang!

Euer Alex!

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